User Testing: Wie du Nutzer:innentests erfolgreich durchführst

Du suchst nach einer geeigneten Möglichkeit dein Produkt auf Effizienz, Nutzer:innenfreundlichkeit und mögliches Verbesserungspotenzial zu untersuchen? Dann solltest du definitiv einen User Test durchführen. Was genau das ist, was es bei der Vorbereitung zu beachten gilt und wie diese Tests ablaufen, erfährst du in diesem Blogbeitrag. 

Schwarz-Weiß-Illustration von zwei Personen in einem Innenraum, der wie ein Büro oder Arbeitszimmer aussieht. Eine Person sitzt an einem Schreibtisch mit einem geöffneten Laptop und einigen Papieren vor sich. Die sitzende Person schaut auf den Laptopbildschirm und hat die Hände auf dem Schreibtisch. Die andere Person steht neben der sitzenden Person, mit einer Hand auf der Rückenlehne des Stuhls. Im Hintergrund gibt es ein Fenster mit zurückgezogenen Vorhängen und ein Bild, das an der Wand hängt. Es gibt auch zwei Pflanzen; eine auf der Fensterbank und eine andere auf dem Boden neben dem Schreibtisch.

Weitere Bezeichnungen für User Testing:

User Acceptance Test, Usability Test, Nutzertest, UX Testing. 

User Testing: Wofür ist das überhaupt & warum es so wichtig ist? 

Ein User Test stellt sicher, dass das Produkt die geplanten Anforderungen und Nutzer:innenbedürfnisse erfüllt und 
überprüft bei einem Relaunch den Mehrwert der Neuerungen.
 Dabei gilt für uns: jeder User Test (egal wie gut oder schlecht), ist besser als gar
 keinen Test zu machen. 

Seit wir User Testings in unsere Projekte integrieren, hat sich unsere Produktqualität und damit die Kundenzufriedenheit erheblich verbessert. Wir können nun frühzeitig in der Konzeptions- und Designphase Fehler identifizieren und vermeiden kostspielige Korrekturschleifen im fertigen Produkt.

Das brauchst du für einen User Test 

Ziel(e) definieren

Bestimme, welches Produkt(feature) oder welche Dienstleistung getestet werden soll und welche spezifischen Fragen beantwortet werden sollen. Da ist die Grundlage für die Messung des Erfolgs von eurem Test.

Illustration einer Person von hinten, die auf eine große Spirale zuläuft. Die Person trägt lockere Kleidung und rennt in Richtung Spirale. Die Spirale erzeugt einen Tunnel-Effekt.
Illustration von drei Personen, wobei eine im Mittelpunkt im Rampenlicht steht und die anderen beiden von den Seiten jubeln. Die zentrale Figur wirkt selbstbewusst, mit den Händen in die Hüften gestemmt und einem Lächeln, während die umgebenden Figuren die Arme unterstützend erhoben haben.

Potenzielle Nutzer identifizieren  

Im Idealfall hast stand bereits bei Projektbeginn fest, wer die Zielgruppe ist und wer voraussichtlich das Produkt oder die Dienstleistung nutzen wird. Falls nicht, ist es jetzt höchste Zeit. Berücksichtige demografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und Beruf sowie andere relevante Faktoren. Nur wenn die passenden Proband:innen ausgewählt werden, erhält man auch qualitative Ergebnisse.

Vorhandene Daten verwenden

Überprüfe bestehende Kund:innendaten, Marktforschungsberichte oder andere relevante Informationen, um Informationen über deine potenziellen Nutzer:innen in Erfahrung zu bringen. Eine künstliche Intelligenz wie ChatGPT kann hier auch Unterstützung leisten. Zum Beispiel in Form einer „Customer Segmentation“.

Illustration einer Person, die neben einem überdimensionalen Stapel von Papieren sitzt und ein einzelnes Blatt hält.

Testbuddy

Finde eine Person, mit der du gut zusammenarbeitest. Sie sollte mit dir gemeinsam den Test begleiten. Eure Rollen sind dabei fest definiert: Ihr teilt euch auf in Moderator:in und Protokollant:in.

Recruiting der Teilnehmer

Denke immer daran, dass du nicht deine User:innen bist. Auch jemand aus deinem Team, der sich selbst mit dem Projekt beschäftigt, ist nicht geeignet. Hole dir Menschen dazu, die tatsächlich mit dem Produkt arbeiten oder sich für die Nutzung interessieren.

Wie du solche Menschen findest? Über eine Online Anzeige, Hiring-Agentur, Soziale Netzwerke, indem du auf der Straße Menschen ansprichst oder intern projektfremde Kolleg:innen fragst.

Falls du dennoch verzweifelst, kannst du dir jederzeit Spezialist:innen dazu holen oder eine von vielen Plattformen für User Testing nutzen, welche bereits einen Pool an potenziellen Tester:innen haben! Externe Hilfe ist immer eine Option!

Bei einem Bestandsprodukt gibt es eine bestehende Nutzerbasis. Um mit ihnen in Kontakt zu treten kann der Vertrieb, Support/Kundenbetreuung oder ein Aufruf auf der Firmen-Website, im Newsletter oder direkt in der Anwendung helfen. Beachte bei der Kontaktaufnahme über E-Mail bitte die gelteneden Datenschutzregeln.

Überlege dir vorab eine kleine Motivation. Eine Aufwandsentschädigung zum Beispiel in Form eines Gutscheins führt zu einer höheren Teilnahmebereitschaft und sichert dir eine langfristige Zusammenarbeit.

Illustration einer Person, die an einem Fallschirm hängt und ein Geschenkpaket hält. Im Hintergrund sind Wolken und ein klarer Himmel zu sehen.

Die Rahmenbedingungen 
festlegen

Bevor du dich in den Test hineinstürzt, solltest du dir einige wichtige organisatorische Fragen stellen und dir davon einen ausführlichen Plan ableiten, welche Anforderungen wichtig sind.

Hier einige Anreize und Ideen, 
was es alles zu beachten gibt:

  • Remote oder vor Ort
  • Testumgebung
  • Welche Zielgruppe(n)
  • Probandenauswahl
  • Desktop und/oder Mobile Device
  • Welche Dokumentations- und Auswertungsmethoden
  • Eingesetzte Tool(s)
  • Prototyp

Leitfaden und Testskript

Was genau ist ein Leitfaden?

Ein Leitfaden inklusive Testskript funktioniert ähnlich wie ein Drehbuch beim Film: Ein Test kann mehrmals mit unterschiedlichen Personen durchgeführt werden, während die Testbedingungen gleich und die Ergebnisse vergleichbar bleiben. Er beinhaltet alle Programmpunkte, Informationen, Fragen zur Zielgruppe, zum Produkt sowie fest definierte Szenarien.

Um nicht auf der berühmten grünen Wiese starten zu müssen, gibt es ein Template der German UPA. Hier hast du eine Vorlage im Word-Format, wo das Testskript verfasst werden kann und die finalen Ergebnisse dokumentiert werden können.

Brauche ich ein 
Szenario?

Kurze Antwort: unbedingt! 
Ein Szenario hilft den Testpersonen, sich in eine Situation hineinzuversetzen, die im echten Leben vorkommen könnte, um die Aufgaben leichter nachzuvollziehen. 

Anhand der von dir festgelegten Aufgaben beobachtest du das Nutzer:innenverhalten bei der Durchführung. So stellst du fest, welche Herausforderungen im Umgang mit dem Produkt existieren.

Dabei gilt: umso einfacher die Zielgruppe das Produkt bedienen kann, desto weniger Verbesserungsbedarf besteht. Die daraus resultierenden Ergebnisse kannst du dann verwenden, um dein Produkt nutzer:innenfreundlicher zu gestalten.

Wie läuft ein User Testing ab?

Jeder Test ist anders und kann von unseren Beschreibungen abweichen. Hier beschreiben wir einen typischen Testablauf, wie wir ihn schon vielmals durchgeführt haben. 

Die Begrüßung

Damit auch die Tester:innen sich wohlfühlen, stellt euch alle gegenseitig vor. 
So kannst du dir direkt einen Eindruck von deinen Testpersonen verschaffen. 

Die Einleitung

Frage alle Teilnehmer:innen 
nach ihrer Erlaubnis, die Session aufzuzeichnen. Vergewissere dich, dass sie keine Fragen zum Ablauf mehr haben. Ein allgemeines Interview zu Beruf, Alter oder Spezialisierung, kann dir vor Testbeginn mehr über die Person verraten.

Der Test

Achte darauf dich zurückzuhalten, deine Meinung ist nicht gefragt und teile diese auch niemandem mit, das Ergebnis könnte verfälscht werden! Lasse die Testpersonen aussprechen und bis zu einem gewissen Grad herumirren. Greife nur ein, wenn die Person keine Idee mehr hat, oder lasse die Lösung ganz offen. Stelle thematische Fragen und lass Diskussionen und Rückfragen zu. Nach dem Usability-Test hast du die Möglichkeit in einem Post-Questionnaire thematische Fragen zu stellen, die während des Tests nicht geklärt werden konnten. 
Am Ende bekommst du wertvolles Feedback.

Die Verabschiedung

Über ein herzliches Dankeschön freuen sich deine Tester:innen. Hier kannst du dann auch die geplante Aufwandsentschädigung überreichen.

Eine Illustration einer Glühbirne.

Tipp

Nach dem Test ist vor dem Test. Bitte die Proband:innen um Erlaubnis bei Bedarf wieder Kontakt aufnehmen zu dürfen.

User Testing: vor Ort oder remote?

Vor Ort

Die Vor-Ort-UX-Tests finden entweder bei deinen Kund:innen oder in einem „Labor“ statt. 
Proband:innen lassen sich vollkommen auf die Testsituation ein. Während des Tests wird ihr Verhalten analysiert. Unmittelbar nach jedem Test werden die Herausforderungen des Users besprochen. Es wird diskutiert, welche Anpassungen das Nutzer:innenerlebnis verbessern können. 

Vorteile:

  • Option Kund:innen als stille Zuschauer:innen teilnehmen
zu lassen
  • direkter und persönlicher Austausch am Tag des Tests
  • Vollständige Kontrolle über das Testequipment
  • Schnelle Entscheidungswege

Remote

Diese Tests finden über das Internet statt. Deshalb muss vorher abgeklärt werden, ob die Teilnehmenden eine ruhige Umgebung und passende Hard- sowie Software zur Verfügung haben. Aufgaben werden an die Situation angepasst. „Heimliche“ Zuschauer sind möglich. Sollten die Teilnehmer:innen zustimmen besteht außerdem die Möglichkeit, die Tests aufzuzeichnen; eine Möglichkeit, die du immer nutzen solltest.

Vorteile:

  • schnell und kosteneffizient
  • ortsunabhängig
  • ideal für international tätige Unternehmen
  • Einfache Dokumentation durch Screen Aufnahmen 

Wie du festgestellt hast, gehört bei einem User Test mehr dazu als Teilnehmer:innen vor Bildschirmen zu platzieren. Eine ausführliche Planung hilft dir einen reibungslosen Ablauf zu garantieren und aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.

Eine Illustration von einem Check-Symbol in einer Sprechblase. Die Sprechblase hat einem leichten Verlauf von blau in hellblau.

Kurz & Knackig:

1. Bevor du beginnst:  

  • Ziel definieren: was soll der Test am Ende für Fragen beantworten?
  • Entscheidung treffen, ob Face-to-Face oder unbeaufsichtigter Test z.B. mit einem Tool wie: maze.co

2. Die Vorbereitungen:

  • Frühes Recruiting von min. drei bis acht Personen, da dies zeitaufwändig sein kann
  • Testscript inklusive Testaufgaben erstellen
  • Prototyp (High- oder Low-Fidelity)
  • Teste zuvor dein eigenes Testszenario, um Fehler zu vermeiden 

3. Die Durchführung:

  • Testdurchführung inkl. des notwendigen Equipments, wie Testbogen mit Aufgaben, Prototyp, Hard-/Software als auch die Ergebnisdokumentation
  • Immer zu zweit: Es braucht eine Person, die moderiert und eine, die protokolliert 

4. Und Danach:

  • Ergebnisanalyse und Interpretation (Testergebnisse kategorisieren)
  • Mögliche Änderungen priorisieren (notwendige Änderungen vs. 
Nice-To-Have)

Mehr Argumente für User Testings und damit verbundene messbare Vorteile findest du bei uns in der Sektion Produktteams.

Benötigst du Unterstützung bei der Umsetzung von User Testings, melde ich bei uns. Wir geben dir das Werkzeug, um zukünftig erfolgreich deine Tests zu planen, durchzuführen und auszuwerten.

Deine Meinung ist gefragt:

Hast du schon einmal ein User Testing durchgeführt?

Illustration einer Person mit langen Haaren, die eine Lupe vor einem Auge hält und eine suchende Pose einnimmt. Die Person scheint zu schweben, mit einem Arm ausgestreckt und den Blick durch die Lupe gerichtet. Die Darstellung ist in einem einfachen Strichzeichnungsstil gehalten, ohne Farbe mit einer schwarzen Linienführung auf weißem Hintergrund.