Google UX Design Zertifikat: Wie geht das? Ein Erfahrungsbericht. (Teil 1)

Kassandra Karachaliou

Kassandra Karachaliou

UX/UI Werkstudentin

Inhaltsverzeichnis

Bootcamps und Zertifizierungsprogramme im Bereich UX Design gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Eines der Bekanntesten ist das Google UX Design Zertifikat. Warum ich mich für genau dieses Programm entschieden habe und aus welchen Komponenten es besteht, erfährst du in diesem Artikel.

Hier geht es zu Teil 2 meines Erfahrungsberichts.


Nach Besuch des UX-Design-Moduls an der Uni ist mir etwas aufgefallen: Zwar hatten meine Kommiliton:innen und ich eine tolle App entworfen, allerdings hatten wir einige Wissenslücken. Beispielsweise haben wir wenig bis gar nichts zum Thema Nutzerforschung und Usability-Tests erfahren, obwohl dies essentielle Grundlagen für eine gute User Experience sind.  

Da ich privat viel auf Reddit und YouTube unterwegs bin, bin ich verschiedenen Foren beigetreten und habe Kanäle (z.B. Rachel How und Malewicz) zum Thema UX Design abonniert. Es gab viele hilfreiche Tipps und Infos – leider zu viele. Ich wusste nicht wirklich, wo ich anfangen sollte – das war demotivierend. Auf Reddit bin ich irgendwann auf einen Thread über UX-Design-Bootcamps und -Kurse gestoßen. Dort habe ich das erste Mal vom UX-Zertifikat von Google gehört. “Hm”, dachte ich, “einer der größten Konzerne der Welt, der eine der wichtigsten Designsprachen entwickelt… das kann nicht so schlecht sein”. Ich musste es einfach ausprobieren.

Warum habe ich mich für Googles Zertifikat entschieden?

Einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich für das Google Zertifikat entschieden habe, waren die Kosten. Der Kurs wird über die Plattform Coursera angeboten und kostet 55€ im Monat. Das ist insbesondere für Studierende nicht wenig Geld, aber noch gering im Vergleich mit anderen Kursen, die häufig mehrere Tausend Euro kosten. 

Ein weiterer wichtiger Punkt war die selbstständige Zeiteinteilung. Da ich noch zur Uni gehe und als Werkstudentin arbeite, habe ich nicht die ganze Woche Zeit, mich intensiv mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Sobald ich Zeit und Lust habe, kann ich mich an den Laptop setzen, egal ob für 30 Minuten oder 4 Stunden und ganz gleich zu welcher Tageszeit. 

Mich hat außerdem überzeugt, dass ich die Inhalte über die Coursera-App auf mein Handy oder Tablet zur Offline-Nutzung runterladen kann. Ich saß häufig im Zug oder im Wartezimmer beim Arzt und habe mir die Zeit mit Leseeinheiten vertrieben. Das hat das Arbeiten im eigenen Tempo enorm erleichtert.

Mir hat es Spaß gemacht und ich konnte wichtige Wissenslücken schließen.

Wie lange dauert das Zertifikat?

Laut Google sind die Kurse so strukturiert, dass du das Zertifikat in ca. sechs Monaten abschließen kannst. Ich finde diese Zeitangabe allerdings sehr schwierig. Es hängt stark davon ab, wie viel Zeit pro Woche investiert werden kann, wie viel Vorwissen vorhanden ist und wie tief man in die Themen einsteigen möchte.

Wie ist das Zertifikat aufgebaut?

Das Zertifikat besteht aus insgesamt sieben Kursen, welche jeweils drei bis sechs Wochen dauern. Die Kurse setzen sich aus Videos, Leseeinheiten und kurzen Quizfragen zum Gelernten zusammen. Außerdem gibt es am Ende jeder Woche die sogenannten “peer-reviewed assignments”, die allerdings nicht wirklich peer-reviewed (d.h. von Experten begutachtet) sind. Alle Teilnehmenden laden ihre Abgaben hoch und bewerten sich gegenseitig anhand eines Kriterienkatalogs.

Kurs 1 & 2: Nutzeranalyse & Recherche 

Die Struktur der Kurse orientiert sich am Design-Thinking-Prozess. Im ersten Kurs geht es mit einer Einführung in das Berufsfeld UX Design los. Im zweiten Kurs suchst du dir ein Projekt für eine mobile App aus und beginnst mit der Recherche. Du lernst, wie Personä und User Journeys erstellt werden und man eine Wettbewerbsanalyse durchführt, um dein (fiktives) Produkt mit Wettbewerbern auf dem Markt zu vergleichen. Auf Basis dieser Analyse beginnst du, erste Ideen für dein Produkt abzuleiten. 

User Journey Map, die ich während des Google UX Design Zertifikats entwickelt habe.

Kurs 3 bis 5: Designs & Usability-Tests

Im dritten Kurs geht es ans Eingemachte: du lernst, wie du mithilfe von Wireframes schnell Ideen für das Layout generierst. Aus den besten Ideen baust du einen Low-Fidelity-Prototypen in Figma, mit dem du deine Designs interaktiv gestalten und testen kannst. Im vierten Kurs wird es besonders spannend, denn du erfährst, wie ein Usability-Test durchgeführt wird. Dazu gehört, dass du dir überlegst, welche Funktionalitäten getestet werden müssen und welche Fragen bzw. Aufgaben du den Teilnehmenden stellst.

Nach dem Test wertest du die Ergebnisse aus und erstellst einen Bericht, welche Probleme sich während des Tests ergeben haben. Mit den Erkenntnissen aus diesem Bericht schaust du dir deine Wireframes im fünften Kurs noch einmal an und verfeinerst sie. Sämtliche Probleme, die die Teilnehmenden im Usability-Test hatten, solltest du jetzt beheben.

Abschluss des Projekts & Case Study 

Wenn diese Schwierigkeiten behoben wurden, machst du dich im fünften Kurs an das High-Fidelity-Design deines Produkts. Du entwickelst ein Farbschema und übernimmst es für deine Designs, fügst Bilder ein und ersetzt den Platzhalter durch einen richtigen Text. Daraus baust du wieder einen Prototyp und führst einen zweiten Usability-Test durch. Nachdem du deiner App den letzten Schliff gegeben hast, ist dein erstes Produkt fertig. 

Mithilfe der Personä, Analysen, Bildern von Wireframes und fertigen Mockups, erstellst du zum Abschluss eine Case Study für dein Portfolio. Hiermit kannst du zukünftigen Arbeitgeber:innen zeigen, wie deine Arbeitsweise ist und welche Gedankenprozesse du durchlaufen bist. Hierbei sollte also besonders gründlich gearbeitet werden! 

Kurs 6 & 7: zwei neue Projekte, derselbe Prozess

In Kurs 6 suchst du dir ein neues Projekt aus, um eine responsive Website zu gestalten. Du erhältst außerdem eine kurze Einführung in Adobe XD, womit das zweite Projekt umgesetzt werden soll. Schlussendlich bleibt es aber dir überlassen, welches Programm du benutzen möchtest. Du wiederholst die Schritte aus den Kursen 2-5, bis du dein zweites Portfolio-Projekt fertiggestellt hast. Zusätzlich lernst du einiges über die Besonderheiten von responsiven Websites und die meistgenutzten Layouts. 

Im siebten und letzten Kurs kannst du dir ein eigenes Produkt ausdenken, das einen sozial-gesellschaftlichen Nutzen haben soll. Außerdem geht es darum, deinem Portfolio den letzten Schliff zu verpassen und dich für Bewerbungen fit zu machen. Da ich aktuell noch in Kurs 6 bin, kann ich über weitere Details von diesem Kurs noch nichts berichten.

Kurz und knackig

Das Zertifikat besteht aus sieben Kursen. Dauer circa drei bis sechs Wochen. Die Kurse setzen sich aus Videos, Leseeinheiten und kurzen Quizfragen zusammen. Die Zeit kann frei eingeteilt werden. Der Aufbau orientiert sich am Design Thinking Prozess: 

  • Kurs 1 & 2: Nutzeranalyse & Recherche
  • Kurs 3 bis 5: Designs & Usability-Tests 
  • Kurs 6 & 7: zwei neue Projekte, derselbe Prozess 

Empfehlung

Über die Vor und Nachteile des Zertifikats und mein Fazit erfährst du mehr in Teil 2 meines Erfahrungsberichts.


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